Wie gründe ich eine eigene Plattenfirma?

11. Dezember 2019

Wir werden immer wieder gefragt, wie man eine eigene Plattenfirma gründet, die Antwort ist sehr einfach.
Wenn wir es kurz zusammen fassen würden und man den ganzen Hintergrund vergisst, einfach nur zum Gewerbeamt und für etwa 40 Euro – je nach Stadt bzw. Gemeinde – einen Gewerbeschein beantragen. Jedoch gehört noch viel mehr dazu, wir fassen das ganze etwas für Euch zusammen.

Vorab solltest Du dir aber folgende Punkte genauer überlegen, mehr dazu teilweise später:

  • Bringe ich ein Verständnis für das Musikgeschäft und dessen Trends mit?
  • Weiss ich wie man die nötigen Verträge aufsetzt (z.B. Künstlervertrag)?
  • Verfüge ich über kaufmännische Kenntnisse für die anfallende Büroarbeit und Buchhaltung (evtl. Steuerberater)?
  • Wie will ich mein Label nennen und wie soll das Logo aussehen?
  • Habe ich bereits Künstler in Aussicht, die auch bei mir unterschreiben wollen
  • Kenne ich Leute, die mich bei meiner Vision unterstützen können oder kann ich mir Mitarbeiter leisten?
  • Habe ich einen Businessplan und vor allem ein realistisches Budget für mindestens ein Jahr?
  • Weiss ich welche Gesellschaftsform mein Label haben wird?
  • Wie vertreibe ich meine Musik?

Um sich den Traum vom eigenen Label erfüllen zu können, musst Du entscheiden, welche Rechtsform sich am besten eignet. Gängige Rechtsformen in der Branche sind Kapitalgesellschaften wie GmbH oder UG. Auch eine Gründung als Einzelunternehmen ist möglich. Beachte bei der Wahl außerdem, dass sich die einzelnen Rechtsformen auch steuerlich unterscheiden und man oft sehr viel Eigenkapital braucht. Zu diesem Thema findet man im Internet jedoch sehr viele Informationen und das würde den Rahmen hier sprengen.
Der erste Schritt ist der Gang zum zuständigen Gewerbeamt. Hier meldest Du dein Musiklabel an und erhälst einen Gewerbeschein. Das Finanzamt setzt sich anschließend automatisch mit Dir in Verbindung, erfasst Dich steuerlich und sendet die Steuernummer per Post zu. Ab diesem Zeitpunkt darfst du Rechnungen ausstellen.

Obwohl viele andere Seiten die Mitgliedschaft bei der GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH) raten und wir selbst Mitglied dort sind, lohnt sich das meist am Anfang nicht, da es mit zu viel Aufwand verbunden ist und man nur Geld verdient, wenn man viele Konzerte spielt und “Airplay” hat. Sollte man allerdings einen “unerwarteten” Hit haben, lohnt sich der kostenlose Antrag eines Labelcodes, kurz LC.
Möglich ist außerdem eine (teure) Mitgliedschaft im Verband unabhängiger Tonträgerhersteller (VUT). Als Independent Label profitieren Sie als Verbandsmitglied von Vergünstigungen und können eine kostenfreie Rechtsberatung in Anspruch nehmen.

Auch der Punkt ISRC und EAN ist eher unwichtig, da mittlerweile die meisten Musikvertriebe diesen Service kostenlos oder für eine kleine Gebühr bei jedem Release übernehmen.

Ein erster Schritt auf diesem holprigen Pfad ist, wie bei jeder Firmengründung, ein vorausblickender Businessplan. Dieser kann auch wichtig werden, wenn du dich auf die Suche nach Investoren begeben solltest. In dem Businessplan musst du aufzeigen, wie du dein eigenes Musiklabel aufbauen und weiterentwickeln willst. Ebenso gilt es eine Marktanalyse vorzunehmen und du musst dir klarwerden, wie du dich positionieren und von der Konkurrenz abheben willst. Ebenso gilt es die Konkurrenz genau unter die Lupe zu nehmen und herauszufinden, wie viel diese für ein Release ausgeben und was sie ungefähr verkaufen, um profitabel zu sein. Weiter musst du dir Gedanken machen zu deiner Zielgruppe, mit welchen Marketingmethoden du diese erreichen willst und welche Leistungen (z.B. Booking, Promotion, Vertrieb) du für deine Künstler erbringen willst und auch kannst. Vergiss aber nicht, all das muss finanziert werden!

Trotz des verhältnismässig geringen Investitionsbedarfs sollte man ein finanzielles Polster mitbringen. Einerseits, weil bei der Gründung verschiedene Kosten anfallen, vor allem aber auch, dass die Firma überhaupt überlebt bis das erste Release effektiv in den Läden steht beziehungsweise die ersten Verkaufsauszahlungen eintreffen. Man sollte also mindestens das erste halbe Jahr vorfinanziert haben, besser sogar mehr. Je nach dem was für Deals man mit seinen Künstlern abschliesst, kommen unterschiedlichste Kosten auf ein Label zu. Natürlich gibt es aber auch ganz banale Kosten, die jede Firma zu berappen hat von Büromiete über Strom, Büromaterial, Steuern, Telefonkosten, Website und so weiter.

Im großen und ganzen sind das die ersten Schritte, um erfolgreich deine eigene Plattenfirma zu starten. Jedoch gibt es natürlich sehr viele Punkte, die nach und nach immer wieder anfallen und egal ob du es hauptberuflichen machen kannst / willst oder es nebenbei machst, es ist ein “Fulltime Job” und wenn man es alleine leitet, küss man immer mindestens einen Schritt weiter denken und auf alles vorbereitet sein, wenn man kein großes Eigenkapital hat, ist es wichtig immer “Up2date” zu bleiben.

Wir hoffen, wir konnten ein paar Fragen beantworten, ansonsten sendet uns gerne auch eine Demo wenn Ihr Musiker seid. Viel Erfolg bei Eurem Vorhaben…